Zusammenfassung
Als schwere Hypoxämie wird in der Literatur zumeist
eine Sauerstoffsättigung (SaO2) von < 90 % bezeichnet.
Häufig werden diese Werte aber deutlich unterschritten,
ohne dass die Patienten besonders beeinträchtigt sind.
Gerade Patienten mit Obesitashypoventilationssyndrom zeigen nachts
oft über einen längeren Zeitraum SaO2-Werte
von < 50 % und gehen trotzdem
noch ihrem Beruf nach.
Diese Diskrepanz ist dadurch zu erklären, dass eine
Hypoxämie nicht mit einer Hypoxie im Gewebe gleichgesetzt
werden darf. Diese wird im Wesentlichen durch das Sauerstoffangebot
(DO2) bestimmt, das sich berechnet aus: CO (cardiac output)
x CaO2 (Sauerstoffgehalt). CaO2 wird bestimmt
aus SaO2 x Hämoglobin (Hb) x 1,35. Daraus zeigt
sich, dass die klinische Bewertung einer Hypoxämie ohne
Betrachtung des Sauerstoffgehaltes häufig in die Irre führen
kann.
Der Organismus hat mehrere Kompensationsmöglichkeiten,
um eine Gewebehypoxie zu vermeiden. Bei akuter Hypoxie, die in wenigen
Minuten auftritt, kann über die Änderung der 2 – 3-DPG
im Erythrozyten die Sauerstoffbindungskurve verschoben werden. Ebenfalls
kann die Sauerstoffausschöpfung der nicht akut lebenswichtigen
Organe sofort gedrosselt werden. Bei länger dauernder Hypoxie über
2 – 3 Tage kann die Zellatmung auf hypoxieresistente
Isoenzyme im Zitratzyklus und der Atmungskette umgestellt werden.
Länge dauernde Hypoxie wird durch eine Polyglobulie kompensiert.
Die kritischen Werte des Sauerstoffgehaltes liegen nach zahlreichen
indirekten Daten erstaunlich niedrig, etwa bei einem Drittel des
Sollwertes. Diese Hpoxieresistenz des Organismus wird in kritischen
Fällen derzeit auf der Intensivstation fast nie ausgenutzt.
Durch Unkenntnis dieser Zusammenhänge kommt es häufig
zu sekundären Erkrankungen wie ARDS, das öfters
allein durch hohe Beatmungsdrucke und hohe inspiratorische O2-Konzentration
entstehen.
Abstract
According to the literature, hypoxemia is considered to be severe
when oxygen saturation (Sa O2) falls below 90 %.
Frequently one can discover lower values without impairment of the
patient. Especially patients with the obesity hypoventilation syndrome
(OHS) will have frequent night time desaturations of significant
duration below 50 % Sa O2, but do still
cope with their daytime jobs.
This discrepancy can only be explained by the fact, that hypoxemia
is not equivalent to tissue hypoxia. The latter is mainly being
determined by oxygen delivery (DO2) which is being calculated by
multiplying cardiac output (CO) and oxygen content (CaO2). Ca O2 is
determined by the product of Sa O2 and haemoglobin (Hb)
times 1.35. From this context it becomes evident, that assessing
hypoxemia without considering oxygen content will frequently be
misleading.
The human organism has several possible ways of compensation
in order to avoid tissue hypoxia. In case of acute hypoxemia that
evolves within minutes the organism can shift the oxygen binding
curve by changing 2 – 3-DGP erythrocytic activity.
Additionally non vital organ systems might reduce their oxygen
uptake.
During sustained hypoxia (lasting 2 – 3 days)
the Krebs cycle and the respiratory chain will express hypoxia-resistant
iso-enzymes. Long lasting hypoxia can be compensated by polycythemia.
Indirect data suggest, that the critical number for the oxygen
content is rather low and is estimated to be somewhere around 33 % of
the normal value. These mechanism of hypoxia-resistance are hardly
ever maxed out in patients on critical care units.Lack of knowledge
of the above described mechanisms does frequently result in diseases
like ARDS which frequently develops due to excessive ventilatory
pressures and excessive inspired O2 concentrations.
Schlüsselwörter
Hypoxämie - Hypoxie - Sauerstoffgehalt - Sauerstoffangebot
Keywords
hypoxemia - hypoxia - oxygen content - oxygen delivery